Der Traumprinz by Lisa Kleypas

Der Traumprinz by Lisa Kleypas

Autor:Lisa Kleypas
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783733768836
Herausgeber: CORA Verlag


Trotz Sidarows Drängen badete Nikolaj weder vor der Trauung, noch rasierte er sich und wechselte nicht einmal die Kleidung. In seinem Zimmer verbarrikadiert, trank er stetig weiter, um den Albtraum zu vertreiben. Es erschien ihm unmöglich, die Trauungszeremonie durchzustehen. Er mochte ja so manches sein, doch ein Bigamist war er nicht. Er war nicht Nikita I., sondern Nikolaj Dmitrijewitsch Angelowskij, und er gehörte nach London in das Jahr 1877 und zu Emma Stokehurst!

Er hörte Sidarows Stimme durch die Tür hindurch. „Die Gäste sind da, Prinz Nikita. Die Zeremonie kann beginnen, sobald Ihr es wünscht. Ihr werdet die Herrschaften doch nicht allzu lange warten lassen, nein?“

„Ich werde niemanden heiraten“, erklärte Nikolaj von drinnen.

Nach längerem Schweigen war wieder die erregte Stimme des Kämmerers zu hören. „Sehr wohl, Euer Durchlaucht. Doch die Gäste – und die Braut! – müsst Ihr selbst in Kenntnis setzen. Ich weigere mich, das zu tun, und wenn Ihr mich auf die Straße werft und ich dort elendig erfrieren müsste – nein, ich werde ihnen das nicht sagen!“

Nikolaj erhob sich, torkelte zur Tür und riss sie auf. Er starrte seinen blassen und ärgerlichen Kämmerer an. „Bringe mich zu ihnen!“

Sidarow presste die Lippen zusammen. „Sehr wohl, Euer Durchlaucht.“

Der Kämmerer führte Nikolaj in den großen Versammlungssaal im Erdgeschoss, in welchem so viele Ikonen hingen, dass kaum noch ein Fingerbreit Wand zu sehen war. Der große Tisch an der Rückseite des Saals war mit einem Berg von Honigkuchen, mit Schüsseln voller Mandeln, Feigen und anderen Delikatessen sowie mit Weinkelchen beladen. Die gut gekleideten Gäste, einschließlich Fürst Golorkow, umstanden einen schwarz gewandeten Priester und einen behelfsmäßigen Altar, auf dem eine dicke Bibel lag.

Alle Gäste lächelten und brachen in Hochrufe aus, als Nikolaj erschien. Dessen Blick schweifte kurz über die Anwesenden und richtete sich dann auf Emelia.

Sie trug einen Sarafan aus cremefarbenem Seidenbrokat sowie ein goldenes Jäckchen mit viel zu kurzen Ärmeln, welches ihr wahrscheinlich irgendein freundlicher Wohltäter geschenkt hatte. Den mit Perlen bestickten Kopfschleier hielt ein Diadem aus Golddraht mit einem künstlichen Rubin daran, der auf ihrer Stirn glitzerte. Sie wirkte ruhig, nur der Strauß aus getrockneten Blumen und rosa Bändern in ihrer Hand zitterte sichtlich.

Dieses Zeichen ihrer Angst war Nikolajs Ruin. Er brachte es nicht fertig, Emelia jetzt zurückzuweisen. Er konnte sie nicht im Stich lassen. Mit einem schwachen, hoffnungsvollen Leuchten in den blauen Augen und einem zaghaften Lächeln auf den Lippen sah sie ihn an … genau wie Emma Stokehurst ihn einst angesehen hatte.

Benommen trat er vor und nahm seinen Platz neben ihr ein. Fürst Golorkow kam heran, um ihm die silberne Peitsche zu überreichen, Symbol der Autorität eines Ehemannes. Nikolaj schüttelte den Kopf, als er die Peitsche sah.

Golorkow runzelte die Stirn. „Nikita, Ihr …“

„Nein!“ Nikolaj wandte sich von dem Fürsten ab und Emelia zu. „Wir werden so heiraten, wie es die Paare im Westen tun. Ich will keine Peitsche tragen.“

Gemurmel erhob sich unter den Gästen, bis der Priester schließlich nickte, wobei ihm der lange Bart gegen die Brust schlug. „Es sei, wie vom Prinzen befohlen.“

Nun verlas der Priester mit gleichtönender Stimme die zeremoniellen Formeln.



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